Spielanalyse meets UEFA EURO 2020: Warum es eine „Win-Win-Win“-Situation ist

08.06.2021 10:32

Spielanalyse meets UEFA EURO 2020: Warum es eine „Win-Win-Win“-Situation ist

Sascha Stauch, Verantwortlicher der Stabstelle Spielanalyse & Spielentwicklung, erläutert im Vorfeld der UEFA EURO 2020 die Entwicklung und die Vorteile der Spielanalyse und erklärt wieso durch die Spielanalyse eine „Win-Win-Win“- Situation für den Schweizer Fussball entsteht.

Der Bereich Spielanalyse hat in den letzten Monaten und Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Im modernen Fussball ist er kaum mehr wegzudenken. Wann hat diese Entwicklung begonnen?
Die Entwicklung beim SFV hat an der WM 2014 in Brasilien begonnen. Damals war mit Vincent Cavin zum ersten Mal ein Analyst Teil der Delegation rund ums A-Nationalteam. Seitdem hat die Wichtigkeit der Spielanalyse im Fussball stetig zugenommen. Eine noch grössere Bedeutung erlangte sie im Jahr 2018, als die Kommunikation zwischen den Analysten auf der Tribüne und den Assistenten auf der Trainerbank auch regeltechnisch ermöglicht wurde. Die UEFA und FIFA fördern diese Entwicklung und stellen gerade zu Grossanlässen immer mehr Daten und Tools zur Verfügung.

Was hat man beim SFV unternommen, um in diesem Bereich am Ball zu bleiben?
Seit den Anfängen hat sich die Spielanalyse beim SFV stark spezialisiert und professionalisiert. Im August 2017 wurde mit meiner Anstellung die Stabstelle „Spielanalyse und Spielentwicklung“ - eine Weiterentwicklung der damaligen Abteilung „Videoanalyse“ – ins Leben gerufen. Diese Stabstelle hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. So konnten wir die A-Nationalmannschaft 2018 in Russland immer durch einen 2. Analysten im Stadion unterstützen. Und die Entwicklung ging weiter.

Was meinen Sie damit?
Seit 2019 führt der SFV in Zusammenarbeit mit der Swiss Football League (SFL) einen eigenen Ausbildungskurs zum Spielanalysten SFV-SFL durch. Im Ausland wird diese Ausbildung meistens Mithilfe von externen Instituten organisiert. In der Schweiz haben wir den Kurs direkt vom Verband aus lanciert, um es den Schweizer Gegebenheiten anpassen zu können. Dies ist nahezu einzigartig. So konnten wir bisher in den ersten beiden Kursen bereits 32 Analysten und Analystinnen ausbilden. Im August 2021 beginnt der dritte Kurs. Die Nachfrage für den Kurs wird immer grösser.

Welche Vorteile haben sich dadurch ergeben?
Man tendiert dazu zu glauben, dass die Spielanalyse lediglich die A-Teams und Profiteams der SFL tangiert. Mittlerweile sind Analysten Teil des technischen Staffs sämtlicher Nationalteams ob Männer oder Frauen. Auch die Nachwuchsförderung profitiert davon: Die Leistungszentren sind angehalten, Verantwortliche für die Spielanalyse zu definieren, die anhand des Filming- und Analysekonzepts des SFV die Nachwuchsförderung unterstützen und weiterentwickeln.

Und was ist zur UEFA EURO 2020 geplant?
Zur bevorstehenden UEFA EURO 2020 haben wir ein Analyseteam gebildet, bestehend aus Nationaltrainern, Ressortleitern und ausgebildeten Spielanalysten. Ein beträchtlicher Fortschritt im Vergleich zu den letzten Turnieren. Ziel dieser direktionsübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den Direktionen Nationalteams und Fussballentwicklung ist es zum einen die A-Nationalmannschaft zu unterstützen, andererseits soll es durch den ständigen Austausch zwischen SFV Verantwortlichen und Analysten wiederum mittel- und langfristig zu Entwicklungen führen, von denen auch der Schweizer Fussball profitieren kann. So können Erkenntnisse beispielsweise direkt in die Trainerausbildung einfliessen. Durch die Spielanalyse entsteht also eine „Win-Win-Win“-Situation.

Wird die Wichtigkeit der Spielanalyse weiterhin zunehmen?
Sicher. Für Entwicklungen ist eine zielorientierte und auf die eigenen Bedürfnisse angepasste Analyse notwendig. Die anhaltende Digitalisierung bietet zudem kontinuierlich Innovationen, die die Spielanalyse noch effizienter gestalten werden. Heutzutage wird das Filming fast nur noch mittels automatisierten Kameras oder Drohnen durchgeführt. Die individuellen Feedbacks an die Spieler erfolgen über deren Smartphones, schnell und unkompliziert. Das alles wäre im 2014 noch unvorstellbar gewesen. Und es stehen weitere Innovationen an, die die Spielanalyse weiter revolutionieren werden. Wir können uns auf eine spannende Zukunft freuen.

(SFV)