INTEGRITY: Schutzkonzept des SFV wird ergänzt

06.03.2021 10:33

INTEGRITY: Schutzkonzept des SFV wird ergänzt

Anfang Jahr 2021 führte Swiss Olympic die Anlauf- und Erstberatungsstelle INTEGRITY ein. Das neue Angebot ergänzt die bestehenden Angebote des Schweizerischen Fussballverbands. Neben der internen Meldestelle erarbeitete der SFV in Kooperation mit Pro Juventute ein eigenes Kinder- und Jugendschutzkonzept für den Schweizer Fussball.

Mit seinem Engagement für den Kinder- und Jugendschutz (Schweizerischer Fussballverband - Kinder- und Jugendschutz) will der SFV präventiv gegen Gewalt und Fehlhandlungen wirken. Ziel ist es, alle Beteiligte für das Thema zu sensibilisieren und zu stärken, ihre Integrität zu schützen und negative Vorfälle zu verhindern. Dieses Engagement des SFV ergänzt nun Swiss Olympic mit dem neuen Angebot INTEGRITY. Samuel Wyttenbach, Leiter Werte bei Swiss Olympic, stellt das neue Angebot im Interview mit football.ch vor.

football.ch: Wie ist die Anlauf- und Erstberatungsstelle INTEGRITY entstanden?

Samuel Wyttenbach: Seit 2016 betreiben die Sportverbände eigene Meldestellen. Diese unterscheiden sich stark bezüglich ihres Geltungsbereiches, ihrer Erreichbarkeit, ihres Handlungsspielraums und Anonymitätsgrades.Teilweise können diese Meldestellen deshalb keinen vollumfänglichen Schutz der Athleten gewährleisten. Swiss Olympic hat nach anderen Lösungen gesucht: 2022 wird es eine nationale, unabhängige Meldestelle mit weitreichenden Kompetenzen für alle geben. Allerdings wollte Swiss Olympic nach den Vorfällen im Turnsport nicht bis 2022 zuwarten und den Schutz der Athleten schnellstmöglich verbessern: Seit dem 4. April ist die Anlauf- und Erstberatungsstelle INTEGRITY zur Verfügung. INTEGRITY ist ein Übergangsangebot, bis die unabhängige Meldestelle 2022 ihren Betrieb aufnehmen wird. Sie hört die Vorfälle an, gibt Impulse und triagiert - falls nötig - an die richtigen Ansprechpersonen in den Verbänden oder an andere Stellen.

football.ch: In welchem Fall könnte INTEGRITY für den Schweizer Fussball zum Thema werden?

Samuel Wyttenbach: Wie alle Sportarten hat auch der Schweizer Fussball eine eigene Meldestelle. Dies ist jedoch nicht für alle Personen im Schweizer Fussball zuständig, sondern nur für die Mitarbeitenden des Verbandes und deren Kommissionsmitglieder. Zudem betreibt der Schweizer Fussball in Zusammenarbeit mit Pro Juventute ein Beratungstelefon für Trainer und Trainerinnen. INTEGRITY ergänzt nun dieses bestehende Angebot: Die Anlauf- und Erstberatungsstelle bearbeitet Meldungen von allen Personen im Schweizer Fussball, die eine Verletzung der Prinzipien der Ethik-Charta melden möchten. Da INTEGRITY in der Regel keine Untersuchungen durchführt, werden eingehende Meldungen, die im Tätigkeitsbereich einer bestehenden Stelle des SFV liegen, auch an diese Stellen weitergegeben, sofern eine Untersuchung notwendig wird.

football.ch: Wie geht INTEGRITY nach einer Meldung vor?

Samuel Wyttenbach: INTEGRITY-Berater verfügen über tiefe Kenntnisse des Schweizer Sportsystems. So können sie gemeinsam mit der meldenden Person eruieren, ob der Vorfall am Besten im Gespräch zwischen den Beteiligten angegangen werden soll, ob es sinnvoll wäre, den Ethikverantwortlichen des Fussballverbandes einzuschalten, ob und welche spezialisierten Fachstellen helfen könnten oder ob der Vorfall zur Untersuchung an die Meldestelle des Verbands oder andere Meldestellen weitergeleitet werden soll. Mögliche Meldungen erfolgen zum Beispiel bei Diskriminierung, Ungleichbehandlung, Suchtmittelgebrauch, Belästigungen, Mobbing, Gewaltanwendung oder Begünstigungen.

(SFV/Swiss Olympic)