Der Schweizer Weg

15.02.2017 17:00

Der Schweizer Weg

Das Projekt Footuro des Schweizerischen Fussballverbandes bietet den grössten Talenten im Lande seit vielen Jahren eine spezielle Förderung auf ihrem Weg zur Spitze. Im letzten Jahr wurde das Projekt von Heinz Moser und seinem Team überarbeitet und neu lanciert.

Wer von den hoffnungsvollen Schweizer Fussballtalenten dieser Tage spricht, kommt um die Namen von Breel Embolo, Nico Elvedi, Edimilson Fernandes oder Denis Zakaria nicht herum. Dass sie den Weg bis ins A-Nationalteam geschafft haben, hat natürlich sehr viel mit ihrem eigenen Talent zu tun, aber auch mit den Rahmenbedingungen, die sie in ihrer Förderung in den vergangenen Jahren vorgefunden haben. Ihre Vereine eisten in der täglichen Ausbildungsarbeit den grossen Anteil, doch eine wesentliche Rolle spielen dabei auch die Ausbildungslabel des Schweizerischen Fussballverbands, die Nachwuchs-Nationalteams und die Projekte, die für Sichtung, Förderung und individuelle Karriereplanung zentral sind: Neben dem Basisprojekt Footeco sind dies im späteren Verlauf vor allem die Projekte Footuro, in die ganz an der Spitze auch die vier genannten Spieler integriert sind, und Footura für die derzeit acht grössten weiblichen Talente im Land.

Neulancierung und Konsequenz
Bei der Umsetzung im Lead ist Heinz Moser. Der U-21-Nationaltrainer und Chef der Auswahlen in der Technischen Abteilung des SFV leitet seit dem Abgang von Daniel Ryser das Projekt Footuro. Die Analyse im Sommer 2015 ergab, dass das seit 2004 gepflegte Footuro-Programm nach wie vor läuft, dass ihm aber eine Neulancierung und Überarbeitung guttun würde. Die Arbeitsgruppe Footuro, die von Heinz Moser geleitet wird, ist um Michel Kohler, den Chef Kondition im Trainerteam des SFV, um Roland Grossen, den Leiter der medizinischen Kommission des SFV, und den Sportpsychologen Daniel Birrer erweitert worden. Roland Grossen ist als Arzt nach seiner Pensionierung nun direkt bei den Testtagen in Magglingen für die sportmedizinischen Untersuchungen vor Ort, was logistisch eine enorme Vereinfachung darstellt. Daniel Birrer ist eine Expertengruppe mit Sportpsychologen unterstellt, welche die Spieler im immer wichtiger werdenden Bereich der mentalen Stärke unterstützen.

Neue Vereinbarungen
Die zweite wichtige Optimierung betrifft die komplette Überarbeitung der Vereinbarungen, welche mit den aktuellen Footuro-Spielern bis Ende Februar 2017 abgeschlossen werden sollen. In diesen Schriftstücken wird unter anderem ein Comitment der Spieler eingefordert, sich vorbehaltlos zu den Schweizer Auswahlen zu bekennen. So können etwa Spieler wie Nishan Burkart (Manchester United) und Lorenzo Gonzalez (Manchester City FC), die als 16-Jährige im vergangenen Sommer vom FC Zürich respektive vom Servette FC schon früh ins Ausland gezogen sind und die aktuell provisorisch auf der Footuro-Liste figurieren, derzeit nicht vom zusätzlichen Angebot profitieren. Was jedoch nicht heisst, dass sie für die Schweizer Nachwuchsauswahlen nicht berücksichtigt würden oder ihre Karriereplanung den SFV nicht mehr interessieren würde.

Umfassendes Angebot
Wer sich aktuell im Footuro-Programm befindet, profitiert von einer zusätzlichen Förderung, die weit über die Betreuung eines normalen Auswahlspielers beim SFV hinausgeht. Jährlich zweimal müssen sich die Spieler einer Testserie in Magglingen stellen. Diese beinhaltet eine sportmedizinische und -psychologische Untersuchung, diverse physische Leistungstests und vieles mehr. Die Spieler müssen jeweils eineinhalb Tage investieren, damit alle Daten erfasst werden können. Weit wichtiger als die Tests selbst sind jedoch die Massnahmen, die aus den Ergebnissen abgeleitet werden können. Diese betreffen sowohl den technisch-taktischen, den konditionellen, aber durchaus auch den psychologischen Bereich.

Jedes Jahr werden im Herbst Spieler des aktuellen Jahrgangs auf Empfehlung des jeweiligen SFV-Nachwuchstrainers provisorisch ins Footuro-Programm aufgenommen, so wie es derzeit mit den Talenten des Jahrgangs 2000 der Fall ist. Nach den ersten Leistungstests wird ein Profil des Spielers erstellt, im Frühjahr wird dann von der Arbeitsgruppe entschieden, wer definitive Aufnahme im Projekt findet. Momentan figurieren 32 Namen auf der Liste, sieben davon sind provisorisch aufgenommene Fussballer, für die vier eingangs genannten Spieler, die in ihrer Entwicklung schon sehr weit sind, folgt nun der natürliche Übergang in die Betreuung durch den Staff des A-Nationalteams – zumal diese vier Spieler mit ihren ersten Einsätzen in Wettbewerbsspielen für das A-Nationalteam auch definitiv für die Schweiz qualifiziert sind und von anderen Verbänden nicht mehr bezüglich Nationenwechsel gekördert werden können. Dieser Übergang ist auch mit der Präsenz von Vladimir Petkovics Assistent Antonio Manicone in der Projektgruppe Footuro gewährleistet. Alle anderen Junioren-Nationalspieler stehen unter ständiger Beobachtung, auch im Hinblick auf die nächsten Grossanlässe des A-Nationalteams. Denn die Perspektive, es dereinst in die höchste Schweizer Auswahl schaffen zu können, ist eine weitere Voraussetzung für die vollständige Integration bei Footuro.

Wichtig ist auch der noch engere Draht zu den Verantwortlichen in den Partnerschaften, die bei den Grossclubs die Talentförderung sicherstellen. Jede dieser Partnerschaften muss seit einiger Zeit einen sogenannten Talentmanager stellen, der innerhalb der Clubs die Betreuung der Talente koordiniert. Mit der breiteren Abstützung der Arbeitsgruppe Footuro profitieren Verband und Vereine von einem engeren Austausch etwa von Verbands- und Clubärzten im medizinischen Bereich. Oder ganz profan wird der SFV-Videoverantwortliche Analysematerial zu Footuro-Spielern ab diesem Jahr den Talentmanagern der Clubs zur Verfügung stellen. Footuro, das eine nun schon über zwölfjährige Vergangenheit hat, verkörpert mehr denn je das, wofür sein Name steht: die Zukunft des Schweizer Spitzenfussballs.